Tägliche Mundhygiene
Wer an Mundgeruch leidet, sollte die tägliche Mundhygiene besonders genau nehmen, liegt das Übel des Mundgeruchs doch zumeist in der Mundhöhle. Die Zähne sollten gründlich gereinigt werden und auch die Zahnzwischenraumpflege muss gewissenhaft durchgeführt werden. Hierzu eignen sich Zahnseide oder Zahnzwischenraumbürsten. Erfahrungsgemäß ist vielen Patienten das Reinigen der Zahnzwischenräume unangenehm. Doch Betroffene wissen, dass besonders in den Interdentalräumen Nahrungsreste und Plaque anhaften um dort Karies, Parodontitis und Mundgeruch auslösen.
Zungenreinigung
Die Zungenreinigung ist für Patienten, die an Mundgeruch leiden unerlässlich. Die Zunge ist die Hauptursache von Mundgeruch. Wie ein großer Rasen liegt sie in unserer Mundhöhle und Bakterien können sich in den Einbuchtungen der Zunge verstecken. Durch die Reinigung der Mundhöhle mit Zahnbürste und Zahnseide werden die Bakterien, die in den Krypten der Zunge liegen, nicht tangiert. Nur das tägliche Reinigen mit einem Zungenreiniger kann Abhilfe verschaffen und den Biofilm (gramnegative anerobe Bakterien) auf der Zunge zerstören. Hierzu stehen Zungenbürsten und Zungenschaber zur Verfügung. Von der Reinigung des Zungenrückens mit Handzahnbürsten oder gar elektrischen Zahnbürsten sollte abgesehen werden. Die Zungenreinigung hat das Ziel die Zunge in den sauerstoffarmen tiefen Krypten zu säubern. Dort befinden sich die Mundgeruch auslösenden Bakterien (Biofilm). Die Zunge sollte 2 bis 3x täglich gereinigt werden.
Ernährungsumstellung
Von Mundgeruch Betroffene sollten auf Lebens- und Genussmittel verzichten, die Halitosis auslösen. Knoblauch ist der Klassiker unter den Lebensmitteln, die schlechten Atem verursachen. Bis zu 72 Stunden kann der schlechte Atem anhalten. Neben Knoblauch sind auch Zwiebeln und Kaffee mit Mundgeruch assoziiert. Beide Produkte trocknen die Mundhöhle aus und führen deshalb zu einem schlechten Atem. Die Genussmittel Alkohol und Zigaretten sind ebenfalls mit Mundgeruch verbunden. Tierische Nahrungsmittel sind auch mit Mundgeruch assoziiert. Allen voran: Fleisch. Während des Zerkleinerns von Fleisch in der Mundhöhle werden Peptide und Proteine in Aminosäuren umgewandelt. Die Aminosäuren können wiederum von den Bakterien, die für Mundgeruch verantwortlich sind, verstoffwechselt werden. Die Endprodukte aus diesen Abbauprozessen sind unangenehm riechende flüchtige Substanzen wie Schwefelwasserstoff, Methylmercaptan und Cadaverin. Patienten, die an Mundgeruch leiden, sollten ausprobieren, ob sich eine Verbesserung des Atems einstellt, sobald der Fleischkonsum eingeschränkt wird.
Genug trinken
Mundtrockenheit (zu wenig Speichel) ist ein wichtiger Aspekt bei der Entstehung von Mundgeruch. Mit einer ausreichenden Wasseraufnahme und dem Genuss von wasserhaltigen Lebensmitteln wie Wassermelone und Gurken kann die tägliche Wasseraufnahme auch jenseits des Trinkens gesteigert werden. Des Weiteren ist es wichtig den Genuss von Kaffee einzuschränken und nicht mehr zu rauchen. Alkohol verursacht ebenfalls Mundgeruch. Was wir als Fahne bezeichnen wird im Fachjargon Foetor alcoholicus genannt.
Die Speichelsekretion ist wie die natürliche Spülmaschine der Mundhöhle. Der Speichel schützt mit Mineralstoffen und Proteinen vor Karies und reinigt die Mundhöhle. Mit einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr kann die Speichelproduktion positiv beeinflusst werden. Verbergen sich hinter der Mundtrockenheit allerdings Medikamente, Diabetes oder die Folgen einer Bestrahlung müssen sich behandelnde Ärzte interdisziplinär zusammensetzen und nach Therapiemöglichkeiten suchen.
Mehrere Malzeiten über den Tag verteilt essen
Durch die Nahrungsaufnahme wird die Mundhöhle gereinigt. Durch das Kauen und Zerkleinern der Nahrung wird die Zunge durch Abrasion gesäubert. Zusätzlich wird die Speichelsekretion angeregt und somit die Mundhöhle ausgespült. Patienten, die mit Mundgeruch zu kämpfen haben, scheinen direkt nach der Nahrungsaufnahme von dem schlechtem Atem befreit zu sein, solange sie keine Nahrungsmittel wie Zwiebeln oder Knoblauch zu sich nehmen. Die Empfehlung für Betroffenen lautet eher 4 bis 5 kleine Mahlzeiten zu essen, anstelle ein bis zwei großen Mahlzeiten zu sich zu nehmen. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass nicht sauren und nicht kariogenen Nahrungsmitteln der Vorzug zu geben ist.
Hausmittel
Einige Hausmittel scheinen sehr vielversprechend im Kampf gegen den schlechten Atem zu sein. In wissenschaftlichen Studien konnte gezeigt werden, dass grüner Tee und Teebaumöl einen nachweißlichen Nutzen in Bezug auf Halitosis haben. In dem Artikel Hausmittel können Sie mehr über die natürliche Wirkung von grünem Tee, Joghurt, Petersilie und Co nachlesen. Besonders die im Joghurt vorkommenden probiotischen Bakterien scheinen eine sehr gute Wirkung bei Mundgeruch zu haben. Das Haumittel Zitronensaft ist nicht zu empfehlen. Zwar bewirkt Zitronensaft einen frischen Atem, greift die Zähne aber durch die Säure zu sehr an.
Ölziehen
Das Ölziehen ist in eine aus Indien stammende Reinigung der Mundhöhle. Gandhusa wird die Morgentoilette für die Mundhöhle im Ayurveda genannt. Bakterien werden in dem Öl gebunden und im Anschluss an das Öl gebunden förmlich aus der Mundhöhle ausgespuckt. Ein Esslöffel gereiftes Sesamöl wird hierzu in den Mund genommen und für zwei bis drei Minuten durch die Mundhöhle „gezogen“. Schafft man es auch das Öl zu gurgeln, können die häufig mit Bakterien belegten Tonsillen (Mandeln) zusätzlich gereinigt werden.
Mundspüllösung
Mundspüllösungen werden von der Kosmetik- und Pharmaindustrie als Heilmittel gegen Mundgeruch beschrieben. Mundspüllösungen können kurzfristig (ein bis zwei Wochen) initial helfen eine Therapie gegen Halitosis zu unterstützen, sind aber nicht für den täglichen Gebrauch gedacht. Handelsübliche Mundspüllösungen wie Chlorhexidin und Listerine wirken nachweißlich gegen Mundgeruch und auch Wasserstoffperoxid (H2O2) scheint erfolgreich im Kampf gegen Halitosis zu sein. Der Wirkstoff Triclosan hat sich ebenfalls erfolgreich im Kampf gegen den schlechten Atem bewährt zu haben, kann aber wegen seiner Nebenwirkungen keinesfalls empfohlen werden.
Patienten profitieren bei Mundgeruch vor allem von dem erfrischenden Geschmack der Mundspüllösungen. Die eigentliche Ursache, z.B. das Reinigen der Zunge gerät häufig in Vergessenheit und der schlechte Geschmack wirkt nicht therapierend, sondern nur maskierend. Mundspüllösungen können therapiebegleitend kurzfristig eingesetzt werden, niemals jedoch eine Therapie ersetzten. Nach einer erfolgreichen Diagnosestellung und Therapie, sollte der Gebrauch von Mundspüllösungen nicht mehr nötig sein. Mundspüllösungen sollten langfristig nicht benutzt werden. Sie wirken unspezifisch gegen alle Bakterien in der Mundhöhle, also auch gegen die, die für eine ausgeglichene Mundflora notwendig sind.
Kontrolle beim Zahnarzt
Patienten, die an Mundgeruch leiden, sollten ihr Gebiss, das Zahnfleisch und die Zunge beim Zahnarzt untersuchen lassen. Mundgeruch hat seinen Ursprung zu meist in der Mundhöhle. Nur bei 6 % aller Patienten weist Mundgeruch einen extraoralen Ursprung auf. So ist es sehr sinnvoll erst eine Magenspiegelung oder ein HNO Konzil wahrzunehmen, wenn von zahnärztlicher Seite ausgeschlossen wurde, dass die Ursache des schlechten Atems nicht in der Mundhöhle zu finden ist.
Professionelle Zahnreinigung
Die professionelle Zahnreinigung unterstützt Menschen, die viel Wert auf Ihre Zahngesundheit und einen frischen Atem legen bei der täglichen Mundhygiene. Schmutznischen werden professionell gereinigt. Speziell ausgebildetes Personal stellt Putzschwächen fest und liefert gleichzeitig mögliche Lösungsansätze, um die Mundhygiene zu optimieren. Beispielsweise werden die passenden Interdentalbürstchen ausgesucht und die richtige Handhabung der Mundhygieneartikel trainiert. Auch das für viele anfänglich befremdliche Reinigen der Zunge wird demonstriert. Patienten, die Prothesen tragen, sollten ebenfalls zur PZR gehen. Gerade große prothetische Arbeite benötigen eine besonders gute Pflege. Zusätzlich lässt die manuelle Geschicklichkeit im Alter nach. Patienten brauchen häufig fachgerechte Unterstützung im Bestreben nach einer gepflegten und gesunden Mundhöhle. Schließlich profitiert der ganze Körper davon. Nahrungsreste können durch ein intaktes Gebiss besser zerkaut werden und sind somit ist keine Belastung für den Magen-Darm-Trakt von unzerkauter Nahrung zu erwarten. Des Weiteren ist die Bakterienlast in der Mundhöhle in einem gepflegten Gebiss deutlich niedriger. Gerade im Hinblick auf Diabetes und Endokarditis erscheint dies ein wichtiger zusätzlicher Aspekt im Bestreben um Mundgesundheit zu sein. Patienten, die einen Herzpass besitzen, müssen vor einer Zahnreinigung ein Antibiotikum im Rahmen der Endokarditisprophylaxe einnehmen.
Quellen:
- Filippi A, Halitosis, Professionelle Behandlung von Mundgeruch in der zahnärztlichen Praxis, 2. Vollständig und überarbeitete und erweiterte Auflage, 2011 3sQuintessenz Verlag
- Geurtsen W, Buchalla W, Michel H, Laurisch L, Multitalent Speichel, Deutscher Ärzte-Verlag, Dent Mag, 2012;0(3),222
- Schrott E, Ayurveda für jeden Tag, 2003 Wilhelm Goldmann Verlag
- Zahnmedizinischer Report, Bakterieller Belag auf der Zunge meist für Halitosis verantwortlich, Ausgabe 9, September 2012